Die Mongolei wird hart, macht euch auf was gefasst, war der meistgehörte Ratschlag von anderen Reisenden, die unsere Route in umgekehrter Reihenfolge gefahren sind. Sie sollten Recht behalten. Die Mongolei war anstrengend.
Üble Straßen
Da sind zunächst die Straßenverhältnisse. Anfangs, hinter der russischen Grenze, geben sie sich noch ein kurzes Stückchen Richtung der Stadt Ölgii Mühe. Es gibt eine ordentliche Asphaltstraße.

Auch im Anschluss, sofern man in die richtige Richtung fährt, geht es noch gut weiter. Doch das Vergnügen endet schon bald und eine typische Einfahrt in Richtung eines größeren Ortes sieht so aus:

Kleinere Dörfer passiert man immer wieder, meist sind die Dorfstraßen geteert und von tiefsten Schlaglöchern gesäumt. Verlässt man das Dorf, endet der Asphalt abrupt und man befindet sich auf Schotter, Sand, Wellblechpisten mit einer Ausprägung, wie wir sie bisher noch in keinem anderen Land erlebt haben oder Schlamm, je nach Wetterlage mal feucht und tief oder bretthart getrocknet und zerfurcht.
Selbst Mongolen bleiben da mal stecken und benötigen Hilfe. Wenigstens dafür haben sich unsere Sandbleche gelohnt, wenn wir sie schon für uns bisher nicht benötigt haben – was aber auch in Ordnung ist, das darf gerne so bleiben.
Toyota Prius Hybrid – das Auto der Wahl in der Mongolei
Wobei diese Nomadenfamilie wahrscheinlich einfach nur das falsche Fahrzeug besitzt. Die allermeisten Mongolen fahren Toyota Prius Hybrid. Und zwar überall. Es gibt keine noch so schlimme Strecke, wo nicht mindestens ein Prius unterwegs ist. Hintergrund ist aber wohl eher die Steuerersparnis, die der mongolische Staat auf die Hybridfahrzeuge gewährt und nicht deren Geländegängigkeit.

Riesige Entfernungen
Neben den üblen Straßen demoralisieren auf Dauer die enormen Entfernungen. Wir sind im Nordosten eingereist, nach Südwesten über die Mongol Els bis in die Wüste Gobi zur Dünenlandschaft der Khongoryn Els gefahren und anschließend nordwärts nach Ulan Bator und weiter nach Ulan Ude in Russland. Den kompletten Teil östlich von Ulan Bator haben wir ausgelassen und dabei eine Strecke von 3500 Kilometern zurückgelegt. Freunde mit mehr Ausdauer haben es im gleichen Gebiet auf 4500 bis 5000 Kilometer gebracht und dennoch den Osten des Landes nicht gesehen. Zur Veranschaulichung der Distanzen:

Orientierung
Auf dem Bild schön zu sehen, es gibt fast nie nur eine Fahrspur. Je befahrener eine Strecke ist, desto schlimmer wird über die Zeit das Wellblech. Um dieses zu vermeiden, fährt man neben der Spur und schon ist eine zweite geboren. So geht das weiter bis etliche Spuren parallel laufen. Manchmal biegen einige der Spuren auch ganz langsam in eine andere Richtung ab und man stellt irgendwann fest, dass man sich von seinem Ziel wegbewegt hat. Die Himmelsrichtung während der Fahrt im Auge zu behalten ist grundsätzlich eine gute Idee.

Traumhafte Landschaften
Wie schon beim Pamir Highway in Tadschikistan müssen wir uns die Frage stellen: Warum um alles in der Welt reist man dann in die Mongolei? Die Antwort ist wieder die gleiche: Die Landschaft ist faszinierend und teils atemberaubend schön.
Für eine ganze Weile teilen wir Freud und Leid mit Wiebke und Tobi, die auf Elternzeit mit dem kleinen Finn in einer Bimobilkabine auf einem Nissan Navarra namens Sirmobi unterwegs sind. Gegen Ende unseres Mongoleiaufenthalts trennen sich unsere Wege. Sirmobi fährt weiter durch China nach Laos und Malaysia, während für uns Sibirien auf dem Program steht. Danke für die wunderbare gemeinsame Zeit! Wer möchte, kann ihre Reise bei Polarsteps verfolgen.
Oder du guckst mal unter https://www.tobivandeisner.de/, um den Ballonkünstler Tobi besser kennenzulernen. Wir bekommen unterwegs immer wieder mal eine Privatvorführung in grandioser Kulisse:
Die Mongol Els und ein Umweg
Erste Höhepunkte der gemeinsamen Zeit sind der Besuch der Mongol Els, eine riesige Dünenlandschaft im Nordosten des Landes und ein Umweg über einen Gebirgskamm, den wir fahren mussten, weil die direkte Straße zwischen Uliastay und Telmen gesperrt war.
Obwohl geprägt von Steppe und endlosen Weiten bleibt die Landschaft unterwegs immer abwechlungsreich und spanned.
Fremde Kulturen
Sehr spannend ist für uns die Konfrontation mit der mongolischen Kultur. Sie ist anders als alles, was wir bisher erlebt haben und uns fremder und unzugänglicher. Gefühlsregungen werden selten gezeigt. Der Sprache ist überhaupt nicht Herr zu werden. Als wir es endlich schaffen, uns баярлалаа (bayarlalaa) für danke zu merken, überqueren wir schon die Grenze zu Russland.
Rund 30% der Mongolen leben noch nomadisch und wechseln mit ihren Tieren zwei- bis viermal jährlich den Platz der Jurte und den Weidegrund. Eine Einladung auszuschlagen gilt als ausgesprochen unhöflich und Jurten stehen grundsätzlich jedem offen. Genauso wird auch ein Reisefahrzeug behandelt und ohne Scheu betreten. Das kann eine Herausforderung für den westlichen Reisenden sein. Wir hatten allerdings ausnahmslos sehr nette und liebenswürdige Begegnungen.
Wir machen halt bei einer Nomadenfamilie, die gerade ein Pferd geschlachtet hat und dabei ist, dieses auszunehmen und zu zerteilen. Die Fleischstücke werden zum Trocknen und Konservieren in die Jurte gehängt. Natürlich werden wir zu Stutenmilch eingeladen. Nachdem wir weitergefahren sind, rast ein Teil der Familie in ihrem Toyota Corolla (ausnahmsweise kein Prius) hinter uns her und schlägt – ernsthaft – einen vorübergehenden Autotausch vor. Sie würden gerne mal unser Auto ausprobieren. Wir lehnen dankend ab. Auf einen Beifahrertausch lassen wir uns ein, so dass Daggi mit rund hundert Sachen über die holperige Piste brettert, während ich mit Mongolenonkel und -enkel vorsichtig hinterherfahre. Ganz ehrlich bin ich sehr dankbar als wir eine halbe Stunde später wieder zurücktauschen.

Die entzückendste Begegnung beschert uns Ramon, der geschweißt werden möchte. Eine Querverstrebung zwischen hinterem Kotflügel und Rückwand der Ladewanne bricht leider wegen zu starker Schwankbewegungen immer wieder. Während wir beim Schweißer warten, beschenken uns seine neun- und fünfjährigen Töchter mit einem selbstgemalten Bild, Steinen, Blumen und zeigen uns ihr kleines Geschwisterchen sowie ihren Sandornbaum. Als Daggi ein Foto der zu schweißenden Stelle machen möchte, sind sie natürlich auch mit dabei.

Und noch eine Begegnung am Wasserhaus, welche es in fast jedem Dorf gibt. Dort kann man für Centbeträge Trinkwasser auffüllen.
Lebendige Tierwelt
Die Tierwelt der Mongolei ist auch nicht zu verachten. Natürlich gibt es Unmengen an Pferden, Schafen, Ziegen und Yaks. Aber die Ziesel schlagen in ihrer Vielzahl alles. Riesige Flächen bestehen fast nur aus Löchern zu ihren unterirdischen Bauten. Auf den Querfeldeinpisten rast alle paar Zentimeter ein Ziesel quer über den Weg zum nächsten Höhleneingang. Um dann im Loch stehen zu bleiben und neugierig zu gucken. Gibt es keine Ziesel sind es Mäuse oder Hamster.
Die Wüste Gobi
Und dann erreichen wir tatsächlich die Wüste Gobi. Der am weitesten von zu Hause entfernte Ort dieser Reise. Es hat sich gelohnt.