Wie bekommen wir unser Auto aus Saudi-Arabien zurück, ohne selbst ins Land zu dürfen?
In Teil 1 der Rettungsaktion Ramon hatten wir unsere erste Möglichkeit zur Verschiffung abgesagt, uns monatelang mit dem saudischen Zoll rumgeschlagen und nach langem Hin und Her mit der Hilfe eines einflussreichen Scheichs eine Zollvollmacht für unseren Agenten erwirkt. Nun benötigen wir nur noch ein Angebot für die Verschiffung und es kann auf den Heimweg gehen. Wir sind sehr guter Dinge, dass wir es so gut wie geschafft haben.
Die Verschiffung – Teil 2
Unser Agent möchte gerne die Fahrzeuge vermessen, also organisieren wir einen Besuch in der Halle, in der sie untergebracht sind. Wir müssen zugeben, dass es knapp ist, aber es ist definitiv möglich, beide gemeinsam in einem 40-Fuß Container zu verschiffen. Zur Motivation senden wir noch eine Zeichnung, die das eindeutig beweist:
Lapidare Aussage des Agenten nach der Besichtigung: „Sie passen nicht. Ich werde eine Lösung anbieten.“
Wir vermuten, dass er einen 40-Fuß Flat-Rack-Container vorschlagen wird. Das ist ein offener Container, bei dem nur die Stirnwände vorhanden sind. Je nach Ausführung lassen sich diese auch einklappen, sodass überstehende Ware transportiert werden kann.
Die Wochen vergehen, ohne dass wir etwas von Nucaf hören. Auf Nachfrage antwortet der Agent: „Ich werde bald ein Angebot haben. Wegen der Größe der Autos benötigen wir zwei 40-Fuß High Cube Container. Deshalb suche ich nach RoRo-Möglichkeiten.“ Na toll.
Ende Juni – einen Monat nachdem die Zollvollmacht ausgestellt wurde – erhalten wir ein Angebot. RoRo inklusive aller Kosten 3.800 US-Dollar nur für unser Fahrzeug. Das ist eine Ansage, insbesondere, wenn man das erste Angebot bedenkt, das uns im März gemacht wurde. Da waren es 4.600 US-Dollar für beide Fahrzeuge in einem gemeinsamen Container. In der Zwischenzeit sind die Preise deutlich gestiegen und es ist kein Ende in Sicht. Zusätzlich können bei der gemeinsamen Containerverschiffung die Hafengebühren, die einen nicht unerheblichen Teil der Kosten ausmachen, geteilt werden. Wir sind nicht begeistert. Weder über RoRo noch über den Preis.
Kurz darauf erreicht uns das nächste Angebot: 3.740 Euro je Fahrzeug in jeweils einem eigenen 40-Fuß Container. Das ist nicht so viel mehr als RoRo und klingt deutlich attraktiver. Zu diesen Konditionen möchten wir den Auftrag gerne erteilen. Er muss nun nur noch von der Reederei bestätigt werden.
Besser keine Verschiffung während Feiertagen
Theoretisch gäbe es eine Abfahrt Ende Juli, die aber mitten ins Opferfest Eid ul-Adha fällt. Weil dann alle feiern und das Arbeitsleben zum Stillstand gerät, birgt das ein hohes Risiko. Bei der Zollabfertigung ist mit Verzögerungen zu rechnen und wenn die Fracht im Hafen von Jeddah länger steht, fällt Liegegeld an. Das ist eine Gebühr, die entsteht, wenn ein Container nicht innerhalb einer Frist von üblicherweise drei bis fünf Tagen aus dem Terminalbereich geholt wird. In Jeddah soll sie exorbitant hoch sein. Also verschieben wir die geplante Verschiffung auf Anfang August.
Parallel dazu versuchen wir den Transport der Fahrzeuge zum Hafenlager zu organisieren. Entweder müssen wir wieder Freunde in Saudi-Arabien um einen Gefallen bitten oder wir beauftragen eine Firma mit dem Transport. Wir haben schon so viel Hilfe erhalten, dass wir niemandem mehr zur Last fallen möchten und handeln den Preis von 500 auf 350 Dollar runter für den Transport beider Fahrzeuge über eine Strecke von etwa 40 Kilometern.
Ende Juli dann die Absage der Reederei: es gibt keinen Platz mehr auf dem Schiff. Wir sollen Mitte August nach Möglichkeiten im September anfragen. Außerdem sind die Preise weiter gestiegen.
Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssen wir uns eventuell doch mit RoRo anfreunden, um unser Auto noch in diesem Jahr zurückzubekommen. Zur Erinnerung: die Unsicherheit der Importsituation steht die ganze Zeit ebenfalls im Raum. Mittlerweile befindet sich unser Fahrzeug seit über einem Jahr unerlaubt in Saudi-Arabien und wir müssen bei der Ausfuhr die Möglichkeit von Strafzahlungen einkalkulieren. In anderen Ländern wurden in ähnlichen Situationen auch schon Fahrzeuge vom Zoll beschlagnahmt.
Eine neue Option – Saudi-Arabien öffnet die Grenzen wieder
Unerwartet ergibt sich eine neue Variante: Saudi-Arabien kündigt die Öffnung der Grenzen für Touristen an. Wir könnten also ins Land zu unseren Autos fliegen. Sofort beginnen wir, die weiteren Optionen, die sich daraus ergeben, zu recherchieren.
Wie erwähnt könnten wir die Route über Jordanien und Israel zurückfahren oder das Auto in die VAE bringen, um von dort zu verschiffen. Ab Dubai gibt es zu diesem Zeitpunkt mit Pangaea Cargo noch regelmäßige Termine nach Bremerhaven und wir könnten problemlos einen Container teilen. Anfang August wird uns ein Preis von 2.400 Euro je Fahrzeug im gemeinsamen Container angeboten. Das klingt sehr attraktiv.
Die Landesgrenzen bleiben geschlossen
Dummerweise scheint die Landesgrenze zwischen Saudi-Arabien und den VAE nicht passierbar zu sein. In der Presse ist die Rede von einem „travel ban“. Auf dieser Basis nach Saudi-Arabien zu fliegen, erscheint uns nicht sinnvoll, doch wir versuchen, die Information zu verifizieren. Leider gibt uns keine der Botschaften, die wir kontaktieren – weder die deutschen noch die der VAE in den Emiraten und in Saudi-Arabien – eine brauchbare Antwort. Entweder reagieren sie gar nicht oder ausweichend. Eine der deutschen Botschaften gibt uns auf weitere Nachfragen noch den Hinweis, sie wären kein Reisebüro.
Das Bild, das wir bei der Organisation unserer Rückflüge aus Saudi-Arabien während des ersten Lockdowns gewonnen haben, festigt sich ein weiteres Mal. Man kann nur hoffen, niemals ernsthaft auf die Hilfe einer deutschen Botschaft angewiesen zu sein. Um nicht unfair zu sein: das deutsche Konsulat in Jeddah hat auf unsere Anfragen immer sehr schnell und hilfsbereit reagiert. Damit war es allerdings eine große Ausnahme.
Der Weg Richtung Jordanien und Israel scheidet ebenfalls aus. Hier sind die kontaktierten Botschaften deutlich hilfsbereiter und geben konkrete Auskünfte. Einreisen sind zwar theoretisch möglich, müssen aber individuell beantragt und begründet werden, wofür es Online-Portale gibt. Der Grund „wir müssen unsere Autos nach Hause fahren“ dürfte leider nicht überzeugend genug sein. Sehr schade, denn die Schiffsüberfahrt mit Salamis Lines von Haifa nach Athen oder Thessaloniki hätte ‚nur‘ 1.500 Euro gekostet und wäre somit die günstigste Option gewesen. Zwar ebenfalls RoRo, aber mit nur einem Zwischenstopp, wodurch uns das Risiko überschaubar gering erscheint.
Per Transporter nach Dubai?
Wir glauben nicht daran, dass es eine realistische Option ist, aber uns kommt der Gedanke, die Fahrzeuge per Autotransporter von Jeddah nach Dubai bringen zu lassen. Länderübergreifender Warenverkehr ist meist noch möglich. Nur, was würde das für den Grenzübergang bedeuten, wenn wir als Fahrzeugbesitzer nicht dabei sind? Schwer vorstellbar, dass Fahrzeuge einfach so außer Landes gebracht werden können. Man male sich aus, in Deutschland ein Fahrzeug auf einen LKW zu laden und damit ohne jegliche Papiere durch eine Schweizer Zollkontrolle zu fahren. Das kann schwerlich gut gehen. Dennoch, etwas weitere Recherche schadet nicht. Also versuchen wir, Transportunternehmen aus Saudi-Arabien zu kontaktieren, um diese Möglichkeit weiterzuverfolgen.
Inzwischen ist Mitte August und wir erhalten das Angebot für die Verschiffung im September ab Jeddah. Final und endgültig kommt die Ansage des Agenten in Saudi-Arabien, dass sie die Fahrzeuge keinesfalls gemeinsam in einem Container verladen werden. Daher benötigt jeder seinen eigenen 40-Fuß High Cube Container. Kostenpunkt 9.400 Dollar je Container.
Und weil das auch dem Agenten unrealistisch hoch erscheint, bietet er uns gleich die RoRo-Verschiffung mit an. Für unser Fahrzeug liegt hier der Preis jetzt bei 3.600 Dollar. Er ist sogar 200 Dollar günstiger geworden im Vergleich zum letzten Angebot, während sich der Containerpreis mehr als verdoppelt hat.
Damit bleiben uns nur noch tatsächlich RoRo oder doch der Autotransport nach Dubai. Um RoRo besser einschätzen zu können, erfragen wir die Zwischenhäfen und ob das Fahrzeug unterwegs umgeladen wird. Wir erfahren, dass es zwar immerhin auf einem Schiff bleiben wird, insgesamt aber sechs Häfen vor Bremerhaven angelaufen werden.
Der Durchbruch 2
Dani und Didi hatten schon vor einiger Zeit über andere Reisefreunde den Kontakt zu einem Emirati erhalten, den sie eigentlich im Laufe ihrer weiteren Reise besuchen wollten. Als er von unserer Situation erfährt, bietet er seine Hilfe an, um den Transport der Fahrzeuge nach Dubai zu organisieren. Schon kurze Zeit später erhalten wir erste positive Signale. Er denkt, dass es möglich sein sollte, auch ohne, dass wir vor Ort sind, muss aber noch über einige Kontakte die Details und das genaue Vorgehen klären. Wir selbst waren über die Transportfirmen in Saudi-Arabien nicht weitergekommen.
Am 2.9. wäre eine Verschiffung ab Dubai möglich, die wir aber nicht mehr erreichen können. Es gilt neben dem Transport der Fahrzeuge noch etliches Weitere zu organisieren. Zum einen müssen die persönlichen Dinge unseres deutschen Helfers wieder ausgeladen werden. Er hat einen weiteren Vertrag unterzeichnet und wird doch noch ein paar Jahre in Saudi-Arabien bleiben. Der Haken: er ist selbst gerade nicht vor Ort. In einem Videotelefonat versuchen wir, Freunde von ihm anzuleiten, nur die Dinge auszuladen, die nicht uns gehören und alle unsere Habseligkeiten im Fahrzeug zu belassen. Bei schlechtem Licht und wackeliger Handykamera kein einfaches Unterfangen.
Außerdem sind die Starterbatterien beider Fahrzeuge durch die lange Standzeit tot. Sie waren eigentlich abgeklemmt, aber da die Autos doch mehrfach bewegt werden mussten, blieben sie am Ende verbunden und jetzt rührt sich gar nichts mehr. Zum Glück können wir schnell klären, dass es weder für die Transport-LKW noch für die Verschiffungsgesellschaft Probleme bereitet, wenn die Fahrzeuge nicht fahrbereit sind. So bleibt uns immerhin erspart, wieder jemanden um Hilfe zu bitten und die Batterien zu tauschen. Sollte alles so funktionieren, wie wir es uns vorstellen, dann werden wir mit einer neuen Batterie im Gepäck zur Abholung nach Bremerhaven fahren und sie dort wechseln.
Parallel befinden wir uns in ständigem Austausch mit Pangaea Cargo und unserem Kontakt in Dubai. Am 23.8. fällt endgültig die Entscheidung, alle Karten auf die Option LKW-Transport nach Dubai und Verschiffung von dort zu setzen. Es gibt noch keine Preise für die nächste Verschiffung, da die Reedereien monatlich neue Erhöhungen vornehmen und die Einkaufspreise unseres Agenten noch nicht gesichert sind. Dennoch kann es trotz etwa 1.000 Euro zusätzlichen Kosten je Fahrzeug für den Transport über Land nach Dubai kaum teurer werden als das letzte Angebot aus Jeddah. Selbst wenn die Verschiffung nicht funktionieren sollte, wären die Autos wenigstens für die kommenden Monate wieder legal in einem Land.
Ein neues Carnet de Passage
Für die Einfuhr in die VAE benötigen wir ein gültiges Carnet de Passage. Wir füllen die Anträge aus, überweisen die Gebühren und senden alles per E-Mail an den ADAC. Außerdem geben wir ein Einschreiben auf. Es enthält unseren Fahrzeugschein, der ebenfalls im Original vor Ort für den Grenzübertritt benötigt wird. Da der ADAC die Carnets direkt nach Saudi-Arabien versendet, kann der Fahrzeugschein beigelegt werden. Bereits zwei Tage später bestätigt der ADAC den Versand der Dokumente und nach nur drei weiteren Tagen erhalten wir die Information, dass alles bereits in Saudi-Arabien angekommen ist. Die Papiere lassen wir ins Cockpit der Fahrzeuge legen, damit die Fahrer der Transportfahrzeuge sie beim Grenzübertritt zur Hand haben.
Natürlich senden wir auch alle verfügbaren Dokumente und Fotos per WhatsApp an unseren Kontakt in Dubai, der im Hintergrund etliche Fäden zieht, um das Unmögliche möglich zu machen. Und so langsam nimmt die Maschinerie Fahrt auf.
Es bewegt sich etwas
30.8.21 – Wir erhalten für September von Pangaea Cargo ein Angebot über einen geteilten Open Top Container bei MAERSK. Dank einer Sondervereinbarung mit dem Unternehmen für einen Preis von 7.700 US-Dollar für zwei Fahrzeuge ab Dubai inklusive aller Nebenkosten. Alle anderen Reedereien sind ab September deutlich teurer. Wenn wir die Autos rechtzeitig nach Dubai bekommen, dann möchten wir das Angebot unbedingt annehmen. Damit belaufen sich die Gesamtkosten inklusive Transport auf unter 5.000 Euro je Fahrzeug, für uns die magische Schwelle, ab der der Schmerz zu groß wird.
31.8.21 – Der Fahrer, der unsere Autos mit seinem LKW nach Dubai bringen soll, befindet sich gerade in Jordanien und steht kurzfristig nicht zur Verfügung. Er sucht einen Ersatz, dem er vertraut.
5.9.21 – Es ist noch nicht sicher, ob es gelingt, die Fahrzeuge aus Saudi-Arabien rauszubekommen. Unser Helfer in Dubai wartet noch auf Bestätigungen seiner Kontakte.
7.9.21 – Der saudische Zoll hat eine Rückfrage: „Was ist in den Kisten der Autos?“ Wir vermuten, dass unsere Wohnkabine gemeint ist und senden Fotos des Innenraums. Da keine weiteren Fragen kommen, scheint die Vermutung korrekt gewesen zu sein.
In der Zwischenzeit fragen wir, ob wir das Geld für den Transport schon überweisen können. Die Antwort: „Keine Eile, das hat Zeit. Wenn die Autos in Dubai sind, werde ich die Transportfirma bezahlen und dann könnt ihr mir das Geld überweisen.“ Wieder einmal sind wir sprachlos vom Vertrauen und der Hilfsbereitschaft, die wir erfahren. Ein für uns fremder Mensch, den wir noch nie persönlich getroffen haben, lässt alle seine Beziehungen spielen, um uns zu helfen und legt wie selbstverständlich über 2.000 Euro aus.
9.9.21 – Ein vertrauenswürdiger Ersatzfahrer ist gefunden. Am 11.9. sollen beide Fahrzeuge in Jeddah auf Transporter geladen werden.
11.9.21 – Wir erhalten den WhatsApp Kontakt eines Fahrers und sehen sein Profilbild:
Wem solche Fahrzeuge anvertraut werden, dem können auch wir die unseren zum Transport überlassen. Die Abholung soll zwischen 21 und 22 Uhr stattfinden.
12.9.21 – Zum Glück haben die Fahrer am Vorabend rechtzeitig eingesehen, dass ihr Transporter zu klein bzw. Danis und Didis Wagen zu groß ist.
Sie hatten zwar alle Daten zu Größe und Gewicht, aber man versucht es halt. Heute soll ein neuer Versuch stattfinden. Der gelingt dann auch, der Anhänger sieht zumindest etwas vertrauenserweckender aus.
Abfahrt
Und gegen Mittag treten die beiden LKW mit unseren Fahrzeugen die 2.000 Kilometer lange Reise quer durch die Wüste an.
Wir informieren sofort Pangaea Cargo, dass in etwa drei Tagen mit der Ankunft unserer Fahrzeuge zu rechnen ist, sofern an der Grenze alles gut geht. Antwort: „Inshallah!“
Unser Helfer in Dubai äußert sich etwas besorgt über die ungeplante Verspätung, mit der die Transporter an der Grenze eintreffen werden, schiebt aber gleich hinterher, er würde es managen.
13.9.21 – Gegen Mittag sind die Transporter bei Riad, um 17 Uhr fehlen noch 90 Kilometer bis zur Grenze.
Der Grenzübertritt
14.9.21 – 9:00 Uhr: Unser Helfer aus Dubai ruft an. Die Transporter sind bei der Ausreise aus Saudi-Arabien, aber es fehlt noch eine Auftragsbestätigung von uns an die Transportfirma. Nichts, was sich nicht ebenfalls über WhatsApp lösen lassen würde.
14.9.21 – 15:30 Uhr: Die Ausreise ist geschafft! Fehlt noch die Einreise in die Vereinigten Arabischen Emirate, die deutlich einfacher werden wird. Die Zollformalitäten sollen noch etwa 3 bis 4 Stunden benötigen.
14.9.21 – 20:30 Uhr: Wir haben es geschafft, die Fahrzeuge sind in den Emiraten! Die Fahrer werden noch eine Stunde weiterfahren, dann etwas schlafen und die Autos am nächsten Tag bei unserer Verschiffungsfirma anliefern.
15.9.21 – Die größte Hürde ist genommen. Beide Fahrzeuge sind ohne jegliche Strafzahlung durch den saudischen Zoll gekommen, mit abgestempeltem Carnet in die VAE eingereist und stehen nun unversehrt auf dem Firmengelände von Pangaea Cargo in Dubai.
Das nächste Schiff, das wir zum angebotenen Preis nehmen können, soll am 28.9. auslaufen. Die Reisezeit bleibt bei 30 Tagen. Wenige Tage später erhalten wir die Bestätigung, dass wir auf diese Passage gebucht sind und am 22.9. wird der Container beladen.
Pünktlich am 28.9. läuft das Schiff aus. Die Route verläuft rund um die arabische Halbinsel durch das Rote Meer an Jeddah vorbei, wo wir hergekommen sind und durch den Suez Kanal nach Port Said am nördlichen Ende des Kanals in Ägypten. Dort wird der Container abgeladen und steht ein paar Tage auf dem Hafengelände, bis er auf ein anderes Schiff verladen wird, welches ihn nach Bremerhaven bringt.
Zurück in Deutschland
Am 26.10.21 erreicht der Container mit unseren Fahrzeugen deutschen Boden. Anfang Februar 2020 waren wir zusammen in Italien an Bord eines Frachtschiffes nach Israel gegangen. Keine drei Monate später, am 23.4.2020, waren wir schon wieder zurück in Deutschland und nun, über 18 Monate nach uns, hat es auch unser treuer Reisegefährte und unser Zuhause unterwegs geschafft, wieder zurückzufinden.
Es dauert noch etwas, bis der Container entladen und die Prüfung durch den deutschen Zoll erfolgt ist. Drei Tage nach der Ankunft fahren wir zu viert um sechs Uhr Früh in Bad Kissingen los. Ein langer Tag liegt vor uns. Zuerst müssen wir nach Bremen in das Büro von Pangaea Cargo, um alle Unterlagen abzuholen, dann weiter nach Bremerhaven, um von dort die Fahrzeuge die letzten 500 Kilometer nach Hause zu holen. Als Fahrer komme ich erst erster auf das Hafengelände. Die anderen müssen zu Fuß folgen und sich zuvor noch mit einem übereifrigen Sicherheitsangestellten herumschlagen.
Ein weitläufiges Gelände mit riesigen Hallen und Gabelstaplern erstreckt sich vor mir.
Einer der Gabelstaplerfahrer pfeift mich zu sich und dirigiert mich in die blaue Halle, die links im Bild zu sehen ist. Während sich die sich anderen noch immer mit dem wichtigsten Türsteher des Geländes auseinandersetzen, folge ich ihm und stehe dann tatsächlich vor Ramon:
Unvorstellbar verdreckt mit Sand und Vogelschiss, aber ansonsten keine weiteren Kratzer oder Beulen.
Sofort mache ich mich daran, die Starterbatterie zu tauschen. Mit der neuen springt er direkt an, leider leuchtet jedoch die Motorkontrollleuchte und unser OBD II Dongle zum Auslesen des Fehlers ist irgendwo in den Untiefen der Wohnkabine vergraben. Dadurch, dass alles aus der Fahrerkabine nach hinten geräumt wurde, ist dort kein Durchkommen. Wir hoffen das Beste und fahren mit der aktiven Warnleuchte nach Hause, um uns dort in Ruhe der Fehleranalyse zu widmen.
Inzwischen durften auch die anderen auf das Gelände. Danis und Didis Fahrzeug steht etwa einen Kilometer von unserem entfernt hinter dem Hallenkomplex. Wir müssen mit Ramon hinfahren, um Starthilfe geben zu können. Der Haken, es muss immer ein Hafenmitarbeiter vor uns fahren, allein dürfen wir uns nicht auf dem Gelände bewegen. Die Zeit drängt. Mittagspause und ein Schichtwechsel stehen an, was bedeutet, dass wir zwei Stunden niemanden haben, der uns begleiten könnte. Wir schaffen es noch vor der Pause zum anderen Fahrzeug, wo wir uns nun Zeit lassen können.
Nachdem Didi von uns und einem zusätzlichen Starthilfeakku mit Strom versorgt wurde, läuft auch sein 7.3 Liter Hubraummonster.
Nun haben wir ausreichend Zeit, unser gemeinsames Glück in Bilder zu fassen.
Die Strecke raus aus dem Hafengelände führt durch die Zollkontrolle. Hier müssen wir unsere Carnets abstempeln lassen, um somit zu beweisen, dass die Fahrzeuge wieder ordnungsgemäß in der EU angekommen sind und wir vom ADAC unsere Kaution zurückerhalten können. Der Beamten sind sehr freundlich, die Kontrolle geht schnell und unkompliziert. Noch Volltanken, Reifenluftdruck prüfen und ab auf die Autobahn. Der Motor läuft rund und es ist kein Leistungsverlust zu spüren. Gegen 22:30 Uhr sind wir wieder zu Hause. Später stellt sich heraus, dass die Motorwarnleuchte nur ein falscher Alarm war, der vermutlich von einem Startversuch mit leerer Batterie stammte.
Die kommenden Wochen stehen ganz im Zeichen der Autopflege. Wir sind pünktlich zurückgekommen, nächsten Monat läuft der TÜV ab.
Wie geht es jetzt weiter?
Vorerst nur in kleinen Schritten. Die große Reise ist beendet, wir sind wieder sesshaft geworden, müssen Geld verdienen. Ramon möchten wir behalten und Touren in den Gegenden unternehmen, die innerhalb eines drei bis vier Wochen Urlaubs von uns aus besucht werden können.
Vielen Dank an alle, die uns bis hierher gefolgt sind und mitgelesen, teilweise auch mitgefiebert haben. Wir hätten liebend gerne mehr aus Afrika erzählt, aber manchmal verläuft das Leben nicht nach Wunsch. Wir machen das Beste daraus. Bleibt dran – irgendwann wird es auch hier wieder weitergehen.