Türkei Asien

Überwintern in Kaş

Blue hour panoramic view of the small town of Kas, Turkey

Wir haben es schon mehrfach erwähnt, allerdings immer nur nebenbei. Wir verbringen gerade sechs Wochen in Kaş an der Mittelmeerküste im Südwesten der Türkei. Warum eigentlich? Wie kam es dazu? Nun, wir wussten bereits zu Beginn der Reise, dass wir irgendwo einen längeren Stopp benötigen würden. Nicht gerade um zu Überwintern, aber zumindest um die kalte Jahreszeit wenigstens teilweise vorübergehen zu lassen.

Der Oman als Winterziel

Die meisten Overlander, die eine ähnliche Strecke zu dieser Jahreszeit fahren, entscheiden sich zum Überwintern für den Oman. Das ist mit Sicherheit die spannendste Alternative und es ist angenehm warm. In unserem Fall sprachen allerdings zwei Dinge dagegen: zum einen die Fährkosten, die für unser Fahrzeug hin und zurück bei rund 1500 Euro gelegen hätten. Und zum anderen die Tatsache, dass Daggi eine Pause an einem einzigen Ort, ohne, dass wir ständig weiterfahren, erheblich besser zum Arbeiten nutzen kann und wir so dieser Verpflichtung einfacher nachkommen können.

Wir hatten uns also schon für die Türkei entschieden und ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, uns günstig in ein All-Inclusive Hotel einzumieten, um uns um gar nichts mehr kümmern zu müssen. Doch dann hat Benjamin, Daggis Chef, unter einen unserer Facebook Posts kommentiert, das wir, sollten wir an Kaş vorbeikommen, doch mal bei Jens klopfen könnten. Der mache auch gerade blau (siehe https://www.brambusch-macht-blau.de/). Was wir uns nicht zwei Mal sagen ließen. Es lag ja sowieso auf dem Weg.

Willkommen in Kaş

Unsere erste Begegnung in Kaş sah dann wie folgt aus. Wir fuhren mit Ramon bis an den Stadthafen, das Zentrum von Kaş. Direkt am Hafen liegt Smiley’s Restaurant. Da wir keinen Parkplatz fanden, wendeten wir, parkten etwas außerhalb und liefen zu Fuß zu Smiley’s zurück.

Kaum sah uns Ismael, der Betreiber des Restaurants, kam er auf uns zu und fragte: „Wo ist euer Auto? Warum stellt ihr euch nicht hierhin? Ihr könnt jederzeit meine Toiletten und Duschen verwenden. Die sind von außen zugänglich und immer offen.“ Weder kannte er uns, noch hatte er je von uns gehört oder erwartete eine Gegenleistung für das Angebot. Und so kam es, dass wir die ersten beiden Nächte in Kaş mitten in der Stadt mit geöffnetem Aufstelldach campiert haben, ohne, dass sich irgendjemand daran gestört hätte.

Stadthafen Kas, Türkei
Der Stadthafen von Kaş

Nach kurzer Zeit im Ort fällt zudem die unglaublich entspannte und friedliche Atmosphäre auf. Er scheint besondere Menschen anzuziehen, die alle sehr offen, fortschrittlich und leicht alternativ sind. Der Umgang miteinander ist so freundlich und herzlich, wie wir es zuhause noch nicht erlebt haben. Uns ist sehr wohl bewusst, wie romantisierend das alles klingt, aber wir fordern jeden heraus – kommt einfach und erlebt es selbst!

Zugegeben, wir können nichts über den Ort im Sommer sagen, wenn er voller Touristen ist. Allerdings scheint es so zu sein, dass bei weitem nicht so viele nach Kaş finden, wie in die Hochburgen rund um Antalya und Fethiye. Hier gibt es auch keine großen Bettenbunker, die Kapazitäten wären gar nicht vorhanden. Über die schöne Lage brauchen wir wohl kein Wort zu verlieren, sondern verweisen auf die Fotos im Beitrag.

Neue Freunde

Und dann ist noch etwas ganz Besonderes passiert, womit wir niemals gerechnet hätten. Innerhalb kürzester Zeit waren wir Teil einer Gemeinschaft. Umgeben von Menschen, die wir heute als unsere Freunde betrachten und die vor wenigen Wochen noch Fremde waren. Das letzte Mal, als wir in so kurzer Zeit so viele neue Freundschaften geschlossen haben, war zu Beginn unserer Studienzeit, als alle in einer neuen Stadt angekommen waren und sich vollständig neue Gemeinschaften bildeten.

Da sind zum Beispiel besagter Jens, der uns mit offenen Armen empfangen und eingeführt hat, Aannsha und Barry aus Australien, Sailing A B Sea, die eine unsagbar spannende Geschichte erzählen können, wie sie alles hinter sich ließen, um an Bord einer Yacht zu leben, ohne das vorher jemals ausprobiert zu haben. Da ist Mark aus Südafrika, der leider vor ein paar Tagen in seine Heimat geflogen ist, unser Nachbar Lars aus Schweden, Erkan, ein Deutsch-Türke, den wir auf dem Markt kennengelernt haben und und und…

Es wird uns sehr schwer fallen, aber der Abschied kommt nun sehr schnell näher. In einer Woche werden wir Ramon packen und uns wieder auf die Straße begeben. Anfangs hat es sich eigenartig angefühlt, in ein Apartment zu ziehen. Es war falsch, wir sollten im Auto sein. Der Gedanke, jetzt wieder ins Auto einzusteigen fühlt sich ebenso eigenartig an. Ein Teil von uns möchte bleiben.

Aber natürlich wird die Reise fortgesetzt. Bis hierher war Urlaub. Ab jetzt beginnt das Abenteuer – der Grund, weshalb wir überhaupt aufgebrochen sind. Bleib dran, jetzt wird’s spannender werden!

über

Oli liebt Reisen, ferne Länder und feines Essen. Liebste Erinnerung: die unglaublichen Landschaften der Salar de Uyuni in Bolivien und unsere Zeit auf dem Pamir Highway in Tadschikistan.

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