Ramon El Caracol ist unser Allrad Camper. Er ist ein Ford Ranger Pickup, der im Jahr 2011 in Thailand das Licht der Welt erstmals erblickte. Über Tschechien gelangte er nach einer zweijährigen halterlosen Reise zu seinem ersten Zuhause bei Karin und Peter, die ihm eine Wohnkabine aufsattelten und diese liebevoll und sehr gemütlich ausbauten. Im folgenden Artikel stellen wir unser Fahrzeug mit allen Aus- und Umbauten vor.
Die wichtigsten technischen Daten
Fahrzeug
- Ford Ranger 2.5 TDCi 4×4
- Allrad und Untersetzung: zuschaltbar
- Baujahr: 2011
- Leistung: 105 kW (143 PS)
- Schadstoffklasse: Euro 4 (das Fahrzeug besitzt eine Abgasrückführung aber keinen Dieselpartikelfilter)
- Tankvolumen: 126 Liter (Long Ranger Tank)
- Federung hinten: OME schwer
- Stoßdämpfer vorne und hinten: re-suspension
- Bereifung: Cooper Discoverer S/T MAXX™ P.O.R. LT245/75 R16
- Gewicht inkl. Wohnkabine, Fahrer und vollem Tank: ca. 2.600 kg
- Zulässiges Gesamtgewicht: 2.995 kg
Wohnkabine und Technik
- Wohnkabine: Ortec Minicamp Alu-Wohnkabine
- Bett: 140 x 195 cm
- Standheizung: Eberspächer Airtronic D2
- Frischwasserkapazität: 40 Liter (in 2 x 15 Liter Kanistern in den Fußräumen der Extra Cab und 1 x 10 Liter am Spülbecken)
- Abwasserkapazität: 10 Liter
- Stromversorgung
- Aufbaubatterie: Exide EP900 AGM Dual AGM, 100Ah
- Solarleistung: 100 Wp
- Laderegler: Votronic Mpp 165 Duo Digital
- Lade-Booster: Büttner MT BCB 20/20 IUoU
- Engel MR-040 Kompressorkühlbox 40 Liter auf Regal in der Extra Cab
Wie wir zueinander fanden
Auf der Adventure Southside 2017 nahm das Schicksal seinen Lauf. Wir standen dort mit unserem Nissan Evalia und waren schon länger auf der Suche nach möglichen Allrad Campern. Der Traum eines Toyota HZJ Landcruisers platzte immer wieder aus finanziellen Gründen. Vielleicht ein Defender? Vielleicht doch etwas Größeres? Wir sind beide keine Schrauber, also ein möglichst zuverlässiges Gefährt.
Aber welches Gefährt ist denn nun zuverlässig? Man kann immer Glück oder Pech haben. Einen Ford Ranger hatten wir nie in die engere Auswahl gezogen, aber das „Zu Verkaufen“ Schild in dem Fahrzeug zwei Plätze weiter war nicht zu übersehen und so ließen wir uns von Karin und Peter zwei Stunden lang alle Details zeigen. Etliche Mails mit Fragen und eine Fahrt zu den beiden nach Hause folgten, bevor wir schließlich circa sechs Wochen später gegen Ende August 2017 unseren neuen Weggefährten abholten. Er soll uns ein Zuhause werden und uns in Ruhe und Gelassenheit überall hinbringen.
Der Ausbau
Auf dem Rücken trägt Ramon eine ORTEC Minicamp Wohnkabine. Den gesamten Innenausbau der Kabine haben Karin und Peter selbst gefertigt, so dass wir uns in ein bereits gemachtes Nest setzen konnten. Wir haben allerdings noch einiges ergänzt und erweitert, um das Fahrzeug für eine lange Reise auch in entlegene Gebiete bestmöglich vorzubereiten.
Der Ausbau ist sehr gemütlich in Buche Multiplex gefertigt, welches durch eine Schicht Bootslack gut geschützt ist. Besonders hat uns gefallen, dass nicht nur auf einer Seite eine Sitzbank ist, sondern dass jeder von uns beiden eine lange Sitzfläche zur Verfügung hat. So können wir auch Regentage gemütlich im Auto verbringen oder sogar zu viert am Tisch sitzen. Das wird zwar etwas kuschelig, war aber in einigen Situationen während unserer Reise schon sehr praktisch.
Das Fass diente uns als Wäschetonne, ist aber mittlerweile nicht mehr mit an Bord. Es war zu wenig im Einsatz. Im Kasten hinter dem Fass ist die 100 Ah Batterie verbaut und darüber die gesamte Ladeelektronik und Stromverteilung. Unter den Sitzbänken ist üppig Stauraum für einen zehn Liter Abwasserkanister, Kleidung, Lebensmittel, Laptops und Zubehör. Die am meisten genutzten Kleidungsstücke sind in den Hängetaschen, die in Kederschienen befestigt sind, verstaut. Diese eigenen sich auch hervorragend als Rückenkissen, wenn man sich der Länge nach auf den Bänken ausstreckt.
In den Schränken unter der Spüle finden sich Kochutensilien, zehn Liter Frischwasser und die Standheizung, links weitere Lebensmittel.
Schlafen
Bei aufgeklapptem Dach zieht man das Bett über die Sitzbänke nach vorne aus. Dadurch entsteht eine Liegefläche von 140 x 195 cm. Ursprüngliches waren es sogar 205 cm Länge, aber da wir beide keine Riesen sind, haben wir den vorderen Rahmen verkürzt. So gewinnen wir Platz, wenn das Bett ausgezogen ist.
Auch unten kann eine Liegefläche geschaffen werden. Der Tisch wird vom Fuß genommen und passt genau zwischen die beiden Bänke. Ein weiteres Brett, welches im Rücken einer Bank verstaut ist, wird unten quer angelegt. Mit den Rückenpolstern der Bänke entsteht ausreichend Fläche, um die ein oder andere Nacht bei geschlossenem Dach gut schlafen zu können.
Kochen
Wegen der problemlosen Verfügbarkeit haben wir uns für das Kochen mit Benzin entschieden. Das bedeutet, gekocht wird draußen. Falls das gar nicht gehen sollte, haben wir für unseren Trangia Kocher, einen Brenner für Gaskartuschen dabei, den wir auch im Innenraum einsetzen können. Ansonsten ist er mit einem Multifuel-Brenner ausgestattet. Meistens ist jedoch unser Optimus Hiker+ Multifuel Kocher im Einsatz.
Toilette & Dusche
Ursprünglich war ein Portapotti im Fahrzeug. Wir haben aber entschieden, dass wir es lieber warm haben wollten als eine Toilette im Auto und so musste diese ihren Platz räumen und der Standheizung freigeben. Für kleine Geschäfte dienen Flaschen mit Trichter und für große haben wir bisher immer draußen eine Lösung gefunden. Es war noch nie notwendig, aber wenn es ganz hart auf hart kommt, müssen Tüten und eine Kiste herhalten.
Eine Dusche haben wir nicht. Als Außendusche dient ein 20 Liter Wassersack der Schweizer Armee. Er ist extrem robust und dank eines Duschkopfes bequem zu verwenden, kommt aber dennoch nur sehr selten zum Einsatz. Das Waschen am kleinen Spülbecken in der Wohnkabine klappt sehr gut, sodass wir nichts vermissen.
Weiterer Stauraum auf der Rückbank der Extra Cab
Auf der Hinterachse lastet durch die Kabine schon einiges Gewicht. Für eine ideale Verteilung ist daher der beste Stauraum für alles Schwere im Fahrzeug möglichst tief unten und möglichst weit vorne. Mit diesem Gedanken im Kopf haben wir auf der Rückbank der Extra Cab in der Fahrerkabine ein Regal aus Alusteck-Vierkantprofilen konstruiert. Es ist auf einer Bodenplatte verklebt und verschraubt, die in den Sitzaufnahmen befestigt ist.
Hier sind zum Beispiel Werkzeug, Ersatzteile und Bergematerial verstaut.
Außerdem findet dort die Kühlbox ihren Platz, was zusätzlich den Vorteil bietet, dass uns ihr Laufgeräusch nachts nicht stört. In den Fußräumen steht jeweils ein 15 Liter Wasserkanister.
Einbauten und Fahrzeugmodifikationen
Um etwas komfortabler auf eine lange Reise gehen zu können, entschlossen wir uns, einige größere Modifikationen durchführen zu lassen. Silke und Knut von 4×4 Innenausbau waren uns dabei eine enorme Hilfe. Die beiden bieten nicht nur fertige Konzepte und Material für den Selbstausbau von Offroad-Campern, sondern führen mit viel Know-How und Kompetenz auch kompliziertere Arbeiten an Fahrzeugen durch.
Standheizung, Ladebooster und Zusatzluftfeder
Vielen Dank nochmals für die tolle Beratung und die klasse Arbeit. Dank Knut besitzt Ramon nun eine Standheizung, einen Ladebooster (vorher wurden die Bordbatterien nur über Solar oder Landstrom geladen) und eine Zusatzluftfeder hinten. Das Fahrwerk wurde nach den Erfahrungen auf dem Weg in die Mongolei allerdings nochmals modifiziert. Unten findest du weitere Details.
Long Ranger Tank
Ein weiterer großer Dank gilt Friedrich Schiffbäumer vom Ford Autohaus Drechsler und Schiffbäumer. Er hat sich viel Zeit genommen, alle unsere Fragen zu womöglich notwendigen Ersatzteilen und Wartungsarbeiten unterwegs zu beantworten, hat uns alle Abschmierpunkte am Fahrzeug gezeigt und war immer ein geduldiger Ansprechpartner. Bei Drechsler und Schiffbäumer wurde auch der originale Dieseltank gegen einen von Long Ranger getauscht. Damit steigt die Dieselkapazität von 70 auf 126 Liter und die Reichweite deutlich.
Neue Erkenntnisse: Umbauten nach der ersten Tour
Nachdem wir bereits während unserer Tour durch Zentralasien zwei Mal die hinteren Stoßdämpfer tauschen mussten (einmal in Tadschikistan, siehe Der Pamir Highway – 1.000 Kilometer Abenteuer und ein weiteres Mal in Kasachstan), stand schon vor unserer Rückkehr fest, dass wir am Fahrwerk Verbesserungen durchführen wollten.
Stoßdämpfer und Federn
Wir haben nun entsprechend unseres Reisegewichts die stärksten OME Federn hinten und individuell angepasste Stoßdämpfer vorne und hinten. Diese stammen von Ralf Ehlermann (https://re-suspension.de/) und bewirken wirklich Wunder. Das Fahrzeug liegt sicher und straff auf der Straße und schaukelt nicht mehr wie ein schwerfälliges Schiff von einer Seite auf die andere. Es ist eine enorme Verbesserung im Fahrverhalten und entsprechend eine deutliche Erhöhung der Fahrsicherheit.
Schnorchel, Zyklonfilter und mehr
Um unseren Luftfilter zu entlasten und weniger häufig tauschen zu müssen, wurde außerdem ein Schnorchel mit Zyklonfilter nachgerüstet. Auch im Wohnbereich gibt es einige Verbesserungen. Die Batterien mussten ersetzt werden, statt einer manuellen Handpumpe ist nun eine elektrische Tauchpumpe verbaut, der Bettauszug wurde mit einem Alurahmen neu konstruiert, wodurch wir im Alkoven rund neun Kilogramm weniger Gewicht spazieren fahren. Und wir freuen uns jeden Tag über einen dimmbaren LED-Streifen, der unter der Decke verklebt ist und ein schönes, weiches Licht macht.
Nach einem umfangreichen Check bei unserer Fordwerkstatt sind wir nun guter Dinge, nach bestem Gewissen vorbereitet in den nächsten Teil unserer Reise Richtung Afrika zu starten.
Bereiste Länder
Inzwischen haben wir auf unserer Reiseroute in die Mongolei und Richtung Afrika über 40.000 Kilometer mit dem Ford Ranger zurückgelegt, teilweise auf schlimmsten Strecken. Bisher hat er seinen Dienst trotz aller Strapazen äußerst zuverlässig verrichtet. Besonders hervorzuheben ist der Pamir Highway in Tadschikistan. Eine fantastische Strecke durch traumhafte Gebirgsregionen, die wegen der Straßenverhältnisse und der Höhe von teilweise über 4.600 Metern eine besondere Beanspruchung darstellt. Die schönsten und beeindruckendsten Orte entlang der Seidenstraße haben wir kompakt und mit Fotos in einem eigenen Artikel zusammengefasst: Die Seidenstraße: Highlights unserer Reise mit dem Auto in die Mongolei
Einen Überblick, wo uns Ramon sonst noch überall hingebracht hat, findest du hier: Besuchte Länder.
Fragen? Kontaktiere uns gerne
Möchtest du auch einen Ford Ranger oder anderen Pickup ausbauen und hast spezielle Fragen zu unseren Erfahrungen? Dann kontaktiere uns gerne. Du kannst den Beitrag unten kommentieren oder du schreibst uns über das Kontaktformular.
Fahrzeuggallerie
Zu guter Letzt noch ein paar optische Eindrücke, was für großartige Orte wir dank Ramon schon besuchen konnten.